Die Herz-Jesu-Bruderschaft in Schwarzrheindorf

Bruderschaften allgemein, als Zusammenschluss von Laien zum regelmäßigen gemeinsamen Gebet, oft verbunden mit sozial-karitativem Wirken, gibt es seit dem Mittelalter.
Als sich daher am 23. November 1981, am Fest des Hl. Clemens, über 40 Männer und Frauen unter dem damaligen Pastor Karl Königs zur Herz-Jesu-Bruderschaft zusammenschlossen, nahmen sie eine alte Tradition wieder auf. Schon 225 Jahre vorher, am 25. Juni 1756, hatte die Äbtissin des damaligen Stifts Schwarzrheindorf, Eleonore von Hompesch (1751-1773), eine Bruderschaft zum Heiligsten Herzen Jesu ins Leben gerufen.

Titelblatt des Bruderschaftsbuchs von 1756: Die Verehrung des Herzens Jesu, die in der mittelalterlichen Theologie und Mystik des leidenden Christus gründet, geht vor allem zurück auf die Schriftstelle im Evangelium des Johannes, 19,33: „Als sie (die Soldaten) aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus“. Auftrieb erhielt sie, unterstützt durch die Jesuiten im 16. und 17. Jahrhundert, durch die Visionen der Margareta Maria Alacoque, einer französischen Salesianerin († 1690). Im 18. Jahrhundert erfreute sich die Herz-Jesu Verehrung einer großen Beliebtheit. In Schwarzrheindorf 1756 sollen es 500 Gläubige gewesen sein, die am Eröffnungstag gebeichtet und die Hl. Kommunion empfingen.
Im Kirchenjahr wird jeder erste Freitag im Monat als Herz-Jesu-Freitag gefeiert. Höhepunkt ist das Herz-Jesu-Fest am 2. Freitag nach Fronleichnam.

In den napoleonischen Kriegen 1794 wurde die Stiftskirche zu Schwarzrheindorf geschlossen und die Bruderschaftsverwaltung an die Mutterpfarre Vilich übertragen. 1803 wurde das Stift Schwarzrheindorf aufgelöst und die Stiftsdamen vertrieben. Dadurch kam die liturgische Praxis der Bruderschaft zum Erliegen. Doch der religiöse Geist der Herz-Jesu-Verehrung lebte fort. Mit der Wiedereröffnung der Kirche 1832 und der Wiedereinführung des Gottesdienstes wurde auch die Herz-Jesu-Prozession wieder aufgenommen. Sie fand jetzt aber nicht mehr monatlich, sondern nur noch einmal im Jahr, jeweils am Sonntag nach dem Herz-Jesu-Fest, statt. Die Prozession wurde in der Kirchengemeinde zum religiösen Höhepunkt des Jahres, und seit den 1920 Jahren mit der Feier der Kirmes verbunden.
Seit 1869 bemühte sich der erste Pfarrer Joseph Vincken nach der Errichtung der Pfarrei Schwarzrheindorf im Jahr 1868 um die Wiederbegründung der Bruderschaft, die Ende 1871 genehmigt wurde. Bis 1914 sind wieder regelmäßige Treffen nachzuweisen. Aber während die Herz-Jesu Prozession die Kriegs- und Nachkriegszeiten des 20. Jahrhunderts überdauerte, ruhte offensichtlich die bruderschaftliche Praxis – bis zum oben genannten Datum, dem 23. November 1981. Seither zählt die Herz-Jesu-Bruderschaft kontinuierlich ca. 25-40 Mitglieder. Ein Geistlicher, meist der Ortspfarrer oder Diakon, steht ihr als Präses vor. Ihr Motto lautet: Die in der Heiligen Eucharistie gegenwärtige Liebe Christi soll zum Heil der Welt verehrt und in der Nächstenliebe bezeugt werden.

An jedem Herz-Jesu-Freitag sind die Schwestern und Brüder zur Bruderschaftsmesse mit sakramentalem Segen und Gedenken an eingeladen. Das Herz-Jesu-Fest am 2. Freitag nach Fronleichnam wird mit einer Gebetsstunde am Vorabend, der sog. „Heiligen Stunde“, die auf Margareta Alacoque zurückgeht, eingeleitet. Die Bruderschaftsmesse am Festtag selbst wird als Hochamt gefeiert. Im Anschluss daran hält die Bruderschaft ihre Jahresversammlung ab. Am darauffolgenden Sonntag findet dann die Herz-Jesu-Prozession statt, bei der vor dem Schlusssegen das alte Bruderschaftsgebet von 1756 vorgelesen wird.

Am Montag darauf wird in einem Requiem der verstorbenen Mitglieder gedacht.
Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz. Man trifft sich nach jeder Bruderschaftsmesse und nach dem Requiem am Kirmesmontag.

 

Literatur:
-    Schwarzrheindorfer Stundenbuch, erschienen zum Herz-Jesu-Fest A.D. 2002.
-    Herz-Jesu-Verehrung in Schwarzrheindorf 1756-1981. Mit Beiträgen von Theodor Schnitzler, Peter Bier, Karl Königs. (Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirks Bonn-Beuel, Sonderheft), Bonn 1981
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